Überquert man die Moldau über die Karlsbrücke, erreicht man zwei durch einen Torbogen verbundene Türme, die den Eingang zu dem Prager Stadtteil Malá Strana bilden.
“Kleine Prager Stadt” wurde der Stadtteil westlich der Moldau unterhalb der Prager Burg früher genannt, woraus sich die heutige Kleinseite ableiten lässt. Sie bildete ab 1257 eine rechtlich eigenständige Stadt unterhalb der Burg, bis sie 1784 mit den anderen Stadtteilen vereint wurde.
Ein Abstecher in diesen Teil der Stadt lohnt sich auf alle Fälle und das nicht nur aufgrund der Prager Burg, sondern auch wegen der Parks, Kirchen, Palais und Straßenzügen, die seit dem 18. Jahrhundert fast unverändert geblieben sind.
Von der Karlsbrücke aus flankieren zwei mittelalterliche Türme den Zugang zur Prager Kleinseite, wobei der höhere der beiden Türme, der sog. Kleinseitner Brückenturm, den berühmteren Altstädter Brückenturm auf der anderen Seite der Brücke widerspiegelt.
Die beiden Türme wurde über ein Stück Mauer baulich miteinander verbunden, wobei das dadurch entstehende Tor den offiziellen Eingang zur Prager Kleinseite bildet.
Die Mauer und der rund 30 Meter hohe Kleinseitner Brückenturm können ab 10 Uhr für 90 Kronen (Stand Mai 2016) besichtigt werden. Von dort aus bietet sich eine tolle Aussicht auf die Karlsbrücke und die Prager Kleinseite bis hin zur Prager Burg.


Biegt man am Ende der Karlsbrücke kurz nach den Brückentürmen um die Ecke, ist von dem Trubel nicht mehr viel zu merken, denn dann befindet man sich direkt auf der Kampa – Insel, die mit 2,65 ha größte Stadtinsel Prags.
Kampa ist eine künstliche Insel, die entstand, als der künstliche Nebenfluss der Moldau Čertovka (Teufelsbach) angelegt wurde, der viele Jahrhunderte als Mühlbach genutzt wurde. Noch heute kann man hier zwei der hölzernen Mühlen sehen.
Insgesamt fünf gemauerte Brücken führen auf die Moldauinsel, wobei das südliche Ende sich wenige Meter oberhalb der Brücke der Legionen (Most Legií) befindet.


Von der Most Legií gelangt man übrigens nicht nur auf die Kampa, sondern von ihr hat man auch einen guten Blick auf das imposante Gebäude des Nationaltheaters und auch die Aussicht auf die Karlsbrücke kann sich sehen lassen.


Die Kampa – Insel wird übrigens verschieden genutzt. Während der Kampa -Park mit seinen weiten Grünflächen und dem Museum Kampa den südlichen Teil der Insel bildet, ist der nördliche Teil bebaut. Die Häuser hier liegen direkt an der Čertovka, weshalb die Insel auch als Prager Venedig bezeichnet wird.
Ein weiterer Anziehungspunkt ist hier die John-Lennon-Mauer, die seit den 1980er Jahren mit von John Lennon inspirierten Graffiti und Teilen von Beatles-Liedtexten bemalt wird. Doch die Mauer ist nicht nur ein Denkmal für den Ex-Beatle, seine Haltung und seine Friedensbotschaften, sondern auch ein Mahnmal der freien Meinungsäußerung und der friedlichen Rebellion.
Heute hinterlassen hier Menschen aus aller Welt Nachrichten, Liedtexte der Beatles, Botschaften, Liebesschwüren und Zeugnisse von der Sehnsucht nach einer besseren Welt.
Zurück auf dem Festland erreicht man als nächstes den Kleinseitner Ring. Der Platz ist das Herzstück der Prager Kleinseite und wird von der barocken St.-Nikolaus-Kirche in der Mitte dominiert.
Ab 9 Uhr und für 70 Kronen (Stand Mai 2016) kann man den 79 Meter hohen Kirchturm ersteigen und wird dann erneut mit einem wundervollen Ausblick über Prag belohnt.
Einige Gehminuten weiter befindet sich der Palais Waldstein, der auch Wallensteinpalais genannt wird, das größte Palais in Prag. Der weitläufige Palastkomplex wurde von 1624 bis 1630 anstelle von 26 Häusern, sechs Gärten, zwei Ziegelbrennereien und einer Parzelle errichtet. Heute ist der Palais der Sitz des Senates des Parlaments der Tschechischen Republik.
Samstag und Sonntag ist das Gebäude ab 9 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich, der Eintritt ist frei. Auch der angrenzende frühbarocke Wallenstein – Garten kann täglich, in der Woche ab 7.30 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr besichtigt werden.
Als wir da sind, findet jedoch leider eine Sonderveranstaltung statt, so dass wir den Palais und Garten nicht betreten und nur von außen bewundern können.
Circa fünf Minuten vom Palast entfernt, verborgen hinter einer riesigen Betonmauer, findet sich dann noch der Vojanovy Sady, der als der älteste, teilweise erhaltene Garten in Prag gilt. Ein Besuch lohnt sich hier schon aufgrund der unglaublich vielen Pfaue, die frei und unscheu durch den Garten laufen.
Und dann ist unser Rundweg durch die Prager Kleinseite auch schon vorbei, wobei wir bei dieser Tour die eigentlich wichtigste Sehenswürdigkeit – die Prager Burg – ausgelassen haben. Für die Besichtigung dort haben wir einen extra Vormittag eingeplant, genaues zu unser Besichtigung dort findet Ihr in unserem Beitrag Die Prager Burg – Zu Besuch im größten geschlossenen Burgareal der Welt.
Und sofern Ihr an der genauen Route unser Tour(en) in Prag interessiert seit, findet Ihr diese hier.
Dort seht Ihr auch, dass Ihr mit der Tour durch die Prager Kleinseite gut auch die etwas abseits liegenden Sehenswürdigkeiten, wie den Karlsplatz mit dem Neustädter Rathaus und das Ranzende Haus verbinden könnt, die wir Euch jetzt hier deshalb noch kurz vorstellen möchten.
Den Karlsplatz findet Ihr in der Prager Neustadt. Im Mittelalter und in der Neuzeit bildete er das administrative und wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Diese zentrale Funktion wurde dann im Laufe der Zeit jedoch vom Wenzelsplatz übernommen. Zwischen 1843 und 1863 wurde er schließlich als Park umgestaltet.
Am nördlichen Ende des Karlsplatzes befindet sich das Neustädter Rathaus, welches einst als Symbol der selbstständigen königlichen Stadt entstand. Heute finden hier kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen statt.
Den beinahe 70 Meter hohen Turm kann man ab 10 Uhr für 50 Kronen (Stand Mai 2016) besteigen, von hier hat man dann einen wundervollen Ausblick auf die Neustadt und auf den Karlsplatz.



Nur wenige Gehminuten weiter, erreicht man dann die Brücke Jiráskův most, von der man einen tollen Blick auf die Prager Kleinseite und die Moldau hat.


Aber auch der Blick auf die andere Straßenseite kann sich sehen lassen. Hier blickt man nicht nur auf wunderschöne restaurierte Häuserfassaden, sondern auch auf das neumodische Tanzende Haus.

Das 1996 gebaute Bürogebäude soll einen rationalen Dialog zwischen einem totalitären, statisch vertikalen Konzept auf der einen und einem dynamischen, im gesellschaftlichen Umbruch begriffenen auf der anderen Seite symbolisieren. Zusätzlich erinnert es an eine Tänzerin im gläsernen Faltenkleid, die sich grazil an den Herrn mit Hut schmiegt.
Doch natürlich bietet Prag Euch nicht nur die Prager Kleinseite und die Prager Burg, sondern auch eine beeindruckende, sehenswerte Altstadt, die Ihr auf keinen Fall versäumen solltet.
Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, was Euch dort erwartet, dann schaut einfach in unseren Beitrag Die Prager Altstadt – Vom Pulverturm zur Karlsbrücke.